Was in der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft noch vorgeht

Zur Ankündigung der Steiner-Studies

Die Zeitschrift „Anthroposophie“ hatte früher den Namen „Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland“ und erscheint viermal im Jahr. Die Zeitschrift wird herausgegeben von der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland (AGiD) und ist „Organ ihrer Mitglieder“, wie es im Impressum heißt. Fritz Götte war jahrzehntelang ihr unermüdlicher Redakteur, dann Erika Beltle und Kurt Vierl, später Justus Wittich und zuletzt Manfred Krüger und Jost Schieren. Zurzeit sind die Redakteure: Jost Schieren (Endredaktion), Monika Elbert. W.U. Klünker, Julian Schily und Carlo Willmann.

In Nr. 289, Michaeli 2019 dieser Zeitschrift erschien eine Ankündigung von Prof. Christian Clement, Provo, Utah, USA, über eine neue Zeitschrift „Steiner Studies – Internationale Zeitschrift für kritische Steiner-Forschung, call for papers“. In dieser neuen Zeitschrift sollen auf möglichst hohem akademischen Niveau (d.h. mit Peer Review) Studien zum Werk R. Steiners erscheinen. Die Zeitschrift will ein Forum für einen kritischen Diskurs sein. Ein internationales Team von Mitarbeitern bildet den wissenschaftlichen Beirat der Zeitschrift: Dr. Egil Asprem (Stockholm), Prof. Karl Baier (Wien), Dr. Aurelie Chone (Strasbourg), Prof. Wouter Hanegraaff (Amsterdam), Prof. W.U. Klünker (Alfter), Ansgar Martins (Frankfurt), Prof. Jost Schieren (Alfter), Prof. Heiner Ullrich (Mainz), Prof. H. Zander (Fribourg). Herausgeber der Zeitschrift sind Prof. Christian Clement und Prof. Hartmut Traub.

Prof. Christian Clement ist durch seine kritische Steiner Ausgabe wohlbekannt. Seine Vorgehensweise, die die Wortlaute R. Steiners in ihr Gegenteil verdreht, wurde von Frank Linde in „Imagination und Halluzination – Christian Clements Bild der Geistesforschung R. Steiners“ in der Monatsschrift „Die Drei“ (11/2015) ausführlich dargestellt. Prof. Helmut Zander wurde u.a. durch die fundierte Analyse von Lorenzo Ravagli „Zanders Erzählungen“ 2009 widerlegt. Zander ist ein Wort- und Sinn- Verdreher der Texte R. Steiners, wie in Dutzenden Fällen nachgewiesen wurde. Zander diffamiert R. Steiners schauendes Bewusstsein als eine persönliche Anmaßung, die R. Steiner nur deswegen behauptet habe, um Anhänger zu gewinnen. Die Grundmotive in R. Steiners Wirken sind nach Zander: Geltungstrieb, Machttrieb und Opportunismus. R. Steiners Geistesforschungen werden auch von Prof. Clement für subjektive Vorstellungen ohne wirklichen Wahrnehmungs- oder Tatsachencharakter angesehen. Ähnliches behauptet Prof. Traub im Hinblick auf Fichte und R. Steiner. Er meint, die ganze Anthroposophie sei nur aus Fichte herausgeholt.

Im Einzelnen unterstellt Zander das Folgende: 1. R. Steiner war in Wien als Zuhälter tätig, nahm Kokain, und hatte Kontakt zu einer Prostituierten – was Zander auch noch süffisant als „ganz menschliche Seite“ Steiners kommentiert – , unter Umständen sei Steiner geisteskrank oder schizophren gewesen („Die Biographie“, 2011, S. 236 f.); 2. Steiner trat deswegen in die Theosophische Gesellschaft ein, weil er in finanzieller Not war („Anthroposophie in Deutschland“ S.143); 3. Steiner vertrat das Christentum innerhalb der Theosophischen Gesellschaft deswegen, weil er im Machtkampf mit Anni Besant konkurrenzfähig bleiben wollte (a.a.O. S. 572); 4. R. Steiner war Rassist (a.a.O. S. 631- 637), was auch die Meinung von Prof. H. Traub ist (Leserbrief in der SZ vom 19.9.2019 zum Leitartikel von M. Dobrinski vom 5.9.19); 5. R. Steiner hielt seine Karmavorträge deswegen, um seine erotische Beziehung zu Ita Wegman zu rechtfertigen („Die Biographie“, Kap. 24).

Mit diesen Männern also, mit Zander, Clement und Traub wollen Herr Prof. Schieren und Herr Prof. Klünker im Redaktionsbeirat der Steiner Studies zusammenarbeiten. Ein Redaktionsbeiratsmitglied braucht natürlich nicht die gleiche Meinung wie ein anderes Redaktionsbeiratsmitglied zu haben, das ist klar. Gegen die Steiner Studies für sich betrachtet kann man nichts einwenden, es ist eben eine Zeitschrift wie viele andere. Herr Prof. Klünker und Herr Prof. Schieren haben ihre volle Geistesfreiheit, zu tun und zu lassen, was sie für richtig halten.

Aber als Anthroposophen, die wir uns als Repräsentanten der anthroposophischen Sache fühlen und diese Repräsentanz auch öffentlich zur Geltung bringen wollen, haben wir ebenfalls eine Freiheit. Wir möchten nämlich zu diesem hier skizzierten Vorgang unsere Meinung sagen. Entweder man ist in einer wissenschaftlichen Gesinnungsgemeinschaft mit einem der schlimmsten Verleumder R. Steiners wie H. Zander oder man ist in der Lage, den Interessen und Bedürfnissen der Anthroposophie, Rudolf Steiners und der Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft zu dienen. Es ist ein schreiender Widerspruch, wenn zwei Redakteure des Mitgliederblattes der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland mit Herrn Prof. Zander und Herrn Prof. Clement zusammenarbeiten und diesen Männern dadurch eine Reputation erteilen, die sie im Sinne der anthroposophischen Sache nicht nur nicht verdienen, sondern im Gegenteil entzogen bekommen müssten. Deswegen plädieren wir dafür, Jost Schieren und W.U. Klünker als Redakteure der Zeitschrift „Anthroposophie“ zu entlassen. Das ist kein Ausschluss. Das richtet sich nicht gegen die Person von Prof Schieren oder Prof Klüncker. Wir anerkennen durchaus die Verdienste dieser beiden. Was wir wollen, ist ein klarer Trennungsstrich im Sinne der Repräsentanz der anthroposophischen Sache vor der Welt. Darüber hat R. Steiner 1924 oft gesprochen. Lesen Sie dazu auch R. Steiners Worte von 1923, (GA 259), die R. Tüscher im ENB, Nr. 23 wieder abgedruckt hat. R. Steiner kritisierte, wie die damalige anthroposophische Presse mit Verleumdungen R. Steiners umging. R. Steiner wünschte sich, dass man die Gegner moralisch beurteilen und demgemäß sich verhalten soll.

Wir hoffen, dass möglichst viele Anthroposophen sich unserer Ansicht anschließen und dies durch ihre Unterschrift zum Ausdruck bringen.

Der vorstehende Text wurde in seiner ersten Fassung am 12.10.2019 an die AGiD gesendet und inzwischen von den Anthroposophischen Zweigen Dresden, Jena und Coburg aufgegriffen und unterstützt. Auch viele Einzelpersonen gaben bereits ihre Zustimmung. In der Weihnachtsnummer der „Anthroposophie“ wird der Aufruf von Friedwart Husemann vom 12.10. 19 zusammen mit Stellungnahmen von Prof. Schieren, Prof. Klüncker und dem Vorstand der AGiD erscheinen. Die Diskussion über dieses Thema ist aber sicherlich noch nicht abgeschlossen.

Thomas Heck   Friedwart Husemann   Roland Tüscher

Zur Unterschrift

Sie können sich auch gerne schriftlich oder per Email anschliessen:

Dr. med. Friedwart Husemann
Poghausener Str. 46
26670 Uplengen / Deutschland
Email: friedwart.husemann@gmx.de

Thomas Heck
Dorneckstr. 60
4143 Dornach / Schweiz
Email: thomas@lohmann-heck.de

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